Es war das Jahr 1906, als die Imker der Lohmarer Gegend beschlossen, sich zu einem Verein zusammenzuschließen. Zu dieser Zeit war Lohmar noch eine kleine Gemeinde, die bemüht war, als Erholungsort anerkannt zu werden. Große Ferienreisen konnten sich damals nur wenige erlauben und so zog die waldreiche Umgebung von Lohmar die Kölner an. Die Landstraße von Siegburg nach Overath bildete zugleich die Hauptstraße; einfache Fachwerk- und Bauernhäuser, aber auch villenartige Gebäude mit schmucken Vorgärten säumten die Allee. Es war ein ruhiger Ort, ohne Hast und Verkehr. Die Ankunft und Abfahrt der Aggertalbahn bestimmte den Rhythmus des Tages und hin und wieder klapperte ein Pferdefuhrwerk über die kleingepflasterte Straße. Das erste Automobil bedeutete eine Sensation.
Die Menschen in dieser kleinbürgerlichen Atmosphäre waren in Untertänigkeit der Hohenzollern-Monarchie zugetan. So, wie überall, war auch hier das Standesbewusstsein sehr groß und der Klassenunterschied war die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft.
Daher ist es erstaunlich, dass sich bei der Gründung des Vereins so viele verschiedene Klassen zusammenfanden. So beweist das Gründungsprotokoll vom 16.12.1906. dass vom Bürgermeister über den Fabrikanten und Arbeiter, über den Lehrer bis zum Ackerer und Waldhüter, sich alle Schichten zur Vereinsgründung zusammenfanden. Diese Tatsache beweist, das der Bienenzüchter schon lange erkannt hatte, dass dem Rang und Titel im Leben nur eine untergeordnete Bedeutung beizumessen ist und dass allein die Zusammenarbeit dem Bestand des Ganzen nützlich ist. Diese Erkenntnis konnte ja jeder Imker tagtäglich an seinen Bienen beobachten.
So hatte der Bürgermeister von Lohmar, Ludwig Polstroff, wie man im Gründungsprotokoll nachlesen kann, für Sonntag den 16. Dezember 1906 alle Bienenfreunde der Bürgermeisterei im Hause des Gastwirts Fritz Kreuzer zur Besprechung über die Mittel und Wege einberufen, die einzuschlagen sind, um die heimische Bienenzucht zu heben und zu fördern. Nachdem der Vorsitzende den Zweck der Besprechung und die Notwendigkeit etwas zu tun, dargelegt hatte, schlossen sich 16 der Erschienenen zu einem Verein unter dem Namen
Bienenzuchtverein für Lohmar und Umgegend
zusammen, bestimmten den Jahresbeitrag mit RM 1,60 (eine Mark 60 Pfennige) und erteilten dem provisorischen Vorsitzenden den Auftrag, entsprechende Satzungen zu entwerfen, die in der nächsten Sitzung beraten werden sollten. Auch die Wahl des Vorstandes wurde auf die nächste Sitzung verschoben. Es wurde überlegt, ob der neue Verein dem Bienenzuchtverein der Rheinprovinz e.V. als Zweigverein beitreten solle. Zum Schluss hielt Herr Lehrer Breuer aus Altenrath noch einen Vortrag.
Die 16 Gründungsmitglieder waren:
Nr. | Name | Beruf | Ort |
1 | Polstorff, Ldg. | Bürgermeister | Lohmar |
2 | Breuer | Lehrer | Altenrath |
3 | Kirschbaum, G. | Betriebsleiter | Altenrath |
4 | Ballensiefen, Joh. | Ortsvorsteher | Altenrath |
5 | Höderath, Fritz | Landwirt | Bach |
6 | Küpper, Joh. Pet. | Gutspächter | Lohmarhohn |
7 | Eulenbruch | Lehrer | Birk |
8 | Schmitz, Joh. | Ackerer | Hove |
9 | Heister, Joh. Dieter | Fabrikarbeiter | Heide |
10 | Horbach, Peter | Ackerer | Albach |
11 | Pütz, Johann | Gutspächter | Kröhlenbroich |
12 | Müller, Peter | Gärtner | Lohmar |
13 | Marette, Heinr. | Landwirt | Pützrath |
14 | Pilgram, Jean | Fabrikbes. | Lohmar |
15 | Kuttenkeuler, Peter | Waldhüter | Lohmar |
16 | Orth, Joh. | Waldhüter | Algert |
Am 13. Januar 1907 hat dann die eigentliche Gründungsversammlung stattgefunden. Auf dieser Versammlung wurde die Satzung angenommen und beschlossen, dem „Rheinischen Bienenzuchtverein“ beizutreten. Als Unterverein entfiel so die Eintragung in das Vereinsregister. Der Beitritt zum Rheinischen Bienenzuchtverein erfolgte aus der Erkenntnis, dass der Zusammenschluss vieler Imker von übergeordneter Bedeutung war. Der Rheinische Bienenzuchtverein war damals sehr rührig und seine Ausstellungen fanden viel Interesse. Der übergeordnete Verein bestand damals schon weit über 50 Jahre und man wollte sich die Erfahrungen dieses Vereins zu Nutze machen. Bereits im Jahre 1849 wurde nämlich in den Provinzen Rheinland und Westfalen unter dem Namen „Verein für Bienenzucht und Seidenbau“ dieser Verein gegründet. Im Jahre 1905 ging aus diesem Verein der „Bienenzuchtverein der Rheinprovinz“ hervor, der schon damals seinen Sitz in Mayen hatte. Der jährliche Beitrag betrug pro Mitglied 80 Pfg. und schloss den unentgeltlichen Bezug der „Rheinischen Bienenzeitung“ ein. Der Jahresbeitrag von RM 1,60 wurde bestätigt. Hiervon mussten die vorgenannten 80 Pfg. an den Bienenzuchtverein Rheinprovinz abgeführt werden. Nach der Beratung über die Satzung wurde der Vorstand gewählt. Im Protokoll heißt es:
Es wurde durch Zuruf gewählt pro 1907 bis 1909:
- Zum Vorsitzenden : Bürgermeister Polstorff
- Zum Schriftführer : Lehrer Breuer – Altenrath
- Zum Kassierer : Betriebsleiter Kirschbaum – Altenrath
- Zum Beisitzer : Lehrer Eulenbroich – Birk
- Zum Beisitzer : Landwirt Höderath, Fritz – Bach
Als neues Mitglied schrieb sich Anstreichermeister Josef Bargon aus Donrath ein.
Die nächste Sitzung fand bei Joseph Böttner (Aggerburg) am 17.02.1907 statt. Hier beschloss man, ein Exemplar des Bienenzuchtlehrbuches von Redakteur Schulzen zum Gebrauch für die Mitglieder zu beschaffen.
In der Sitzung vom 17.03.1907 wurden wieder zwei neue Mitglieder begrüßt: Lehrer Röttgen. Lohmar und Joh. Kümmler, Lohmar. Weiterhin überlegte man, das die Vereinshefte durch die Lehrer über die Kinder der Bienenzüchter verteilt werden sollten.
Ansonsten wurden in den Sitzungen die jeweils aktuellen Themen besprochen. So im Dezember „über das Überwintern der Bienen“ im Februar „über das Frühjahrsfüttern“ usw.
Auch die Gründung des Kreisverbandes ging von Lohmar aus. In der Vorstandssitzung vom 10.03.1909 bei Knipp angeregt, wurde darüber im Siegboten vom 9.Mai 1909 wie folgt berichtet:
„Ein ansehnlicher Schwarm von Mitgliedern der Bienenzuchtvereine des Siegkreises und angrenzender Bezirke hatte sich heute im Saale des Herrn Knipp versammelt, um zunächst die Gründung eines Kreisverbandes zu beraten. Herr Lehrer Cremer-Niederzier legte den Zweck und die Ziele des Verbandes klar, und waren die anwesenden Vertretern der Zweigvereine einstimmig für die Gründung desselben. Zum Vorsitzenden wurde der Vorsitzende des Ortsvereins Bürgermeister Polstorff vorgeschlagen, welcher auch die provisorische Leitung bis zur endgültigen Konstituierung auf einer demnächst in Siegburg stattfindenden Vertreterversammlung übernahm. …“
Bei den jeweiligen Treffen wurden des öfteren Vorträge gehalten z. B. über Bienenwohnungen, Bienenrassen eigene Erfahrungen der Mitglieder über Bienenzucht, Einwintern, über die Korb-Bienenzucht zum Mobilbetrieb, das Zeichnen der Königinnen und vieles andere mehr.
Im Laufe der Jahre hatte sich der Verein für den allgemeinen Gebrauch eine Schleudermaschine, eine Kolb’sche Heidehonig Lösemaschine zugelegt und mehrere Exemplare von Bienenlehrbüchern gekauft, um eine kleine Bibliothek einzurichten. Regelmäßig wurde an die Mitglieder Samen honigender Pflanzen unentgeltlich abgegeben. In einem Schreiben vom 24.10.1912 richtete der damals schon aus 27 Mitgliedern bestehenden Verein einen Antrag an den Landrat von Siegburg zur finanziellen Unterstützung, um auch honigende Bäume und Sträucher anzupflanzen zu können.
Mit einem Schreiben des Kreisverbandes vom 07.05.1912 wurde der Preis für ein Pfund Honig (ohne Glas) auf 1,20 RM festgesetzt.
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